Bislang sin 5 Patienten an einem Antibiotika resistenten Keim verstorben.
UKSH Kiel
Patienten an Keim verstorben
Von Deutsche Presse-Agentur dpa |
Ein gegen Antibiotika resistenter Keim
hat sich im Universitätskrankenhaus in Kiel ausgebreitet. Zwölf
Patienten infizierten sich - mehrere starben. Die Aufnahme von
künstlich beatmeten Notfallpatienten ist „bis auf weiteres“
gestoppt worden.
Kiel. Mehrere
Patienten, die neben anderen Erkrankungen sich auch noch mit einem
gefährlichen Bakterium infizierten, sind im Universitätsklinikum
(UKSH) in Kiel gestorben. Das teilte ein Kliniksprecher am Freitag
mit. Darunter sei auch der mutmaßliche Überträger der Infektionen
- ein Patient, der am 11. Dezember 2014 aus dem Mittelmeerraum ins
UKSH verlegt worden war.
Inzwischen hat sich die Kieler
Staatsanwaltschaft in den Fall eingeschaltet. „Wir haben den
Sachverhalt über die Ereignisse und die einzelnen Maßnahmen im UKSH
zur Kenntnis genommen und werden nun prüfen, ob Anhaltspunkte für
strafrechtliches Fehlverhalten vorliegt“, sagte
Oberstataatsanwältin Birgit Heß gegenüber KN-online.
Wie viele Patienten inzwischen
gestorben sind, konnte der Sprecher noch nicht sagen. Sie seien
zwischen 25 und 80 Jahre alt gewesen. Ob die Vorerkrankungen oder die
Infizierung mit dem Bakterium Todesursache gewesen sind, sei eine
ungeklärte Frage. Zwölf Patienten im UKSH hatten sich mit dem gegen
vier Antibiotikagruppen resistenten Acinetobacter baumannii
infiziert.
Als Sicherheitsmaßnahme nimmt
der Campus Kiel „bis auf weiteres“ künstlich beatmete
internistische Notfallpatienten nicht auf. Das UKSH hat mehrere
Intensivstationen. Die internistische Intensivstation ist geschlossen
und wird von Rettungsdiensten nicht mehr angefahren. Zudem ist eine
von insgesamt drei Einheiten der operativen Intensivstation
geschlossen. Das UKSH habe mehrere Intensivstationen erläuterte der
Sprecher.
Das Acinetobacter baumannii
gehört zu den MRGN-Keimen. Es ist gegen vier Antibiotikagruppen
resistent. Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen
und Sepsis können mögliche Erkrankungen sein.
Operationen
werden verschoben
„Zur Eindämmung des
Infektionsrisikos werden betroffene Patienten umgehend strikt
isoliert“, hieß es. Wegen der eingeschränkten Intensivkapazität
könne es dazu kommen, dass große Operationen verschoben werden
müssten.
Der mutmaßliche Überträger
der Infektion soll ein Urlauber gewesen sein. Nähere Angaben zum
Alter und Geschlecht gab es zunächst nicht. Auch über die
gestorbenen Patienten gab es keinerlei Angaben. Einige der
Infizierten konnten inzwischen das Krankenhaus verlassen.
Die Übertragung des Erregers
erfolge auch über die Luft. Die Bakterien könnten außerhalb des
menschlichen Körpers Trockenheit überstehen und lange überleben.
Eine Übertragung mit dem Erreger führe „nur relativ selten zu
schweren Infektionen, die ganz überwiegend auf Intensivstationen,
bei schwerkranken Patienten vorkommen“, teilte das UKSH mit.
Wegen der Resistenz des Keims
stelle die Therapie eine besondere Herausforderung dar.
Zur Identifikation weiterer
Keimträger und möglicher Übertragungswege werde ein umfassendes
Screening mittels Abstrichen durchgeführt. Alle Räumlichkeiten und
Geräte würden einer ausgiebigen, gründlichen Desinfektion
unterzogen.
Das Gesundheitsamt des Landes
Schleswig-Holstein wurde am 24. Dezember informiert und die Häufung
des Nachweises gemeldet. Eine erste Phase von Übertragungen des
Erregers bei drei Patienten war mit dem 3. Januar abgeklungen. Der
erneute Ausbruch mache die umfassenden Hygiene- und
Isolationsmaßnahmen erforderlich.
Massive Kritik übte die
Deutsche Stiftung Patientenschutz mit Sitz in Dortmund. „Das
Uni-Klinikum Kiel scheint beim Management von multi-resistenten
Keimen und infizierten Patienten überfordert zu sein“, sagte
Vorstand Eugen Brysch. „Wie kann ein Patient aufgenommen werden,
ohne ihn vorher einem Screening zu unterziehen? Warum wurde die
Behörde über die Infektion erst zwei Wochen später informiert?“
Dass die Erstmaßnahmen offenkundig nicht ausgereicht hätten, zeige
die jetzt aufgetretene zweite Infektionswelle. „Wir haben Tote zu
beklagen — und wissen nichts über die Anzahl. Wann endlich wachen
deutsche Krankenhausbetreiber auf?“ kritisierte Brysch.
Der Stifung zufolgen sterben
pro Jahr etwa 40000 Menschen an Krankenhausinfektionen. „Davon
wären 20 000 durch Hygienemaßnahmen vermeidbar“, sagte Brysch.