Freitag, 23. Januar 2015

Patienten im UKSH Kiel an Keimen verstorben

Bislang sin 5 Patienten an einem Antibiotika resistenten Keim verstorben.


UKSH Kiel
Patienten an Keim verstorben

Von Deutsche Presse-Agentur dpa | 

23.01.2015 16:11 Uhr

Ein gegen Antibiotika resistenter Keim hat sich im Universitätskrankenhaus in Kiel ausgebreitet. Zwölf Patienten infizierten sich - mehrere starben. Die Aufnahme von künstlich beatmeten Notfallpatienten ist „bis auf weiteres“ gestoppt worden.

Kiel. Mehrere Patienten, die neben anderen Erkrankungen sich auch noch mit einem gefährlichen Bakterium infizierten, sind im Universitätsklinikum (UKSH) in Kiel gestorben. Das teilte ein Kliniksprecher am Freitag mit. Darunter sei auch der mutmaßliche Überträger der Infektionen - ein Patient, der am 11. Dezember 2014 aus dem Mittelmeerraum ins UKSH verlegt worden war.

Inzwischen hat sich die Kieler Staatsanwaltschaft in den Fall eingeschaltet. „Wir haben den Sachverhalt über die Ereignisse und die einzelnen Maßnahmen im UKSH zur Kenntnis genommen und werden nun prüfen, ob Anhaltspunkte für strafrechtliches Fehlverhalten vorliegt“, sagte Oberstataatsanwältin Birgit Heß gegenüber KN-online.

Wie viele Patienten inzwischen gestorben sind, konnte der Sprecher noch nicht sagen. Sie seien zwischen 25 und 80 Jahre alt gewesen. Ob die Vorerkrankungen oder die Infizierung mit dem Bakterium Todesursache gewesen sind, sei eine ungeklärte Frage. Zwölf Patienten im UKSH hatten sich mit dem gegen vier Antibiotikagruppen resistenten Acinetobacter baumannii infiziert.

Als Sicherheitsmaßnahme nimmt der Campus Kiel „bis auf weiteres“ künstlich beatmete internistische Notfallpatienten nicht auf. Das UKSH hat mehrere Intensivstationen. Die internistische Intensivstation ist geschlossen und wird von Rettungsdiensten nicht mehr angefahren. Zudem ist eine von insgesamt drei Einheiten der operativen Intensivstation geschlossen. Das UKSH habe mehrere Intensivstationen erläuterte der Sprecher.

Das Acinetobacter baumannii gehört zu den MRGN-Keimen. Es ist gegen vier Antibiotikagruppen resistent. Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen und Sepsis können mögliche Erkrankungen sein.
Operationen werden verschoben
„Zur Eindämmung des Infektionsrisikos werden betroffene Patienten umgehend strikt isoliert“, hieß es. Wegen der eingeschränkten Intensivkapazität könne es dazu kommen, dass große Operationen verschoben werden müssten.

Der mutmaßliche Überträger der Infektion soll ein Urlauber gewesen sein. Nähere Angaben zum Alter und Geschlecht gab es zunächst nicht. Auch über die gestorbenen Patienten gab es keinerlei Angaben. Einige der Infizierten konnten inzwischen das Krankenhaus verlassen.

Die Übertragung des Erregers erfolge auch über die Luft. Die Bakterien könnten außerhalb des menschlichen Körpers Trockenheit überstehen und lange überleben. Eine Übertragung mit dem Erreger führe „nur relativ selten zu schweren Infektionen, die ganz überwiegend auf Intensivstationen, bei schwerkranken Patienten vorkommen“, teilte das UKSH mit.

Wegen der Resistenz des Keims stelle die Therapie eine besondere Herausforderung dar.

Zur Identifikation weiterer Keimträger und möglicher Übertragungswege werde ein umfassendes Screening mittels Abstrichen durchgeführt. Alle Räumlichkeiten und Geräte würden einer ausgiebigen, gründlichen Desinfektion unterzogen.

Das Gesundheitsamt des Landes Schleswig-Holstein wurde am 24. Dezember informiert und die Häufung des Nachweises gemeldet. Eine erste Phase von Übertragungen des Erregers bei drei Patienten war mit dem 3. Januar abgeklungen. Der erneute Ausbruch mache die umfassenden Hygiene- und Isolationsmaßnahmen erforderlich.
Massive Kritik übte die Deutsche Stiftung Patientenschutz mit Sitz in Dortmund. „Das Uni-Klinikum Kiel scheint beim Management von multi-resistenten Keimen und infizierten Patienten überfordert zu sein“, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Wie kann ein Patient aufgenommen werden, ohne ihn vorher einem Screening zu unterziehen? Warum wurde die Behörde über die Infektion erst zwei Wochen später informiert?“ Dass die Erstmaßnahmen offenkundig nicht ausgereicht hätten, zeige die jetzt aufgetretene zweite Infektionswelle. „Wir haben Tote zu beklagen — und wissen nichts über die Anzahl. Wann endlich wachen deutsche Krankenhausbetreiber auf?“ kritisierte Brysch.

Der Stifung zufolgen sterben pro Jahr etwa 40000 Menschen an Krankenhausinfektionen. „Davon wären 20 000 durch Hygienemaßnahmen vermeidbar“, sagte Brysch.

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